Meine Mama, Rosa Hubermann; ein Kapitel über Rosa von Liesel Memminger

Meine Mama, Rosa Hubermann
ein Kapitel über Rosa von Liesel Memminger

Rosa Hubermann ist meine Mama. Sie ist nicht wirklich meine Mama, aber ich sollte sie so nennen. Sie war ein Mensch, den man erst kennen muss, um ihn zu verstehen. Als ich sie zum ersten Mal sah, da hatte ich große Angst vor ihr. Sie wirkte groß und hart und strahlte etwas aus, das mir großen Respekt ihr gegenüber verschaffte. Sie nannte mich immer „Saumensch“ und auch wenn man im ersten Augenblick denkt, dass sei ein schlechter Name für ein Kind und es sei beleidigend, sie hat mich nur aus Liebe so gennant. Rosa Hubermann hatte ihre eigene Art zu lieben, sie sagte nie „ich liebe dich“ sie schrie „Saumensch“. Für mich war es eine Ehre, dass sie mich Saumensch nannte.
In einem Moment habe ich besonders mitbekommen,wie sehr sie liebte und das auch sie einen weichen Kern unter ihrer harten Schale hatte. Es war, als mein Papa, Hans Hubermann, im Krieg war. Eines Nachts sah ich sie an seinem Akkordeon sitzen und sie hat es ganz festgehalten und gezittert. Sie hatte sogar dort in dieser Position geschlafen. Das hat mir gezeigt, wie sehr sie ihn trotz ihrer täglichen Beleidigungen liebte.
Sie hat mir ihre Liebe sehr oft durch Schläge gezeigt, denn diese haben mich geschützt. Ich durfte mich damals nicht aufmüpfig gegenüber der Regierung zeigen und wenn ich es tat, dann schlug sie mich und das war die perfekte Methode, um mich zu schützen. So habe ich gelernt, mich richtig zu verhalten und ich habe gelernt zu überleben.
Ich wollte einmal Briefe an meine Mutter schicken, aber sie schlug mich, weil ich ihr das Geld für die Marken stahl. Ich habe erst viel später begriffen, das sie mich damit schützte. Konnte ich keine Briefe schicken, dann konnte ich auch nicht auf eine Antwort hoffen und die hätte ich wohl nicht bekommen, da meine Mutter zu dieser Zeit verschollen war.
Rosa Hubermann war eine Frau, die ihren weichen Kern unter einen harten Schale mit vielen Beleidigungen verdeckte.
Sie war streng, sie war launisch und doch war sie eine gute und liebevolle Mama. Sie hat mich geliebt und das habe ich gewusst. Sie hat mir geholfen aus mir den Menschen zu machen, der ich heute bin.
Rosa Hubermann war meine Mama